Fit für Inklusion? - Gemeinden auf dem Prüfstand

Dass die öffentlichen Verkehrsmittel für Menschen mit Behinderungen noch nicht umfassend autonom benützbar sind, wird gegenwärtig intensiv diskutiert. Dabei haben Haltekanten und Zustiege in die Fahrzeuge eine zentrale Bedeutung. Aber auch die Kommunikation von Fahrplänen - und vor allem von kurzfristigen Änderungen - spielen eine wichtige Rolle. Und in vielen weiteren Bereichen treffen Menschen mit Behinderungen täglich auf Hindernisse, die ihnen das Leben erschweren.

 

Seit 20 Jahren verfügt die Schweiz über das Behindertengleichstellungsgesetz, vor 10 Jahren hat sie die UNO-Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK) ratifiziert. Dass dennoch bis heute so viele Barrieren bestehen ist auch darauf zurückzuführen, dass das Bewusstsein für die grosse Bevölkerungsgruppe, die mit Behinderungen lebt, gering ist. Zudem fehlt oft das Wissen über Hindernisse und über Möglichkeiten, diese zu beseitigen. Bleibt Inklusion also eine grosse Hürde für kleine (und grosse) Gemeinden?

Hier setzt der Inklusions-Check für Gemeinden an. In einem einfachen Prozess werden gleich verschiedene Aspekte angegangen. Einerseits werden in der Gemeinde wohnhafte Menschen mit Behinderungen direkt einbezogen, sodass ein Austausch zustande kommt und nicht über ihre Köpfe hinweg Entscheidungen getroffen werden. Andererseits werden Barrieren ganz konkret identifiziert und Lösungsansätze entworfen. Dies alles führt auch zu einer ersten Sensibilisierung für die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen.

Die Inklusion aller Einwohnerinnen und Einwohner gehört auf die Agenda jeder Gemeinde. Und mit dem Inklusions-Check steht ein Instrument zur Verfügung, um den ersten Schritt zu machen und die grössten Hemmschwellen abzubauen.

Ich würde auf jeden Fall dazu raten mitzumachen. Der Mehrwert liegt auf der Hand: Man erarbeitet eine Situationsanalyse und erhebt den Bedarf; der Input von Menschen mit Behinderungen ist hierbei ungeheuer wichtig. Damit kann man planen und Projekte nachhaltig umsetzen.
— Heike Deigendesch, Gemeinde Rüti ZH, Abt. Gesellschaft

Der Inklusions-Check für Gemeinden wurde im Kanton Zürich als wegweisende Arbeit durch den Verein Tatkraft entwickelt und in der Pilotphase mit sechs Gemeinden durchgeführt und getestet. Sensability übernimmt nun das Angebot nach Abschluss der Pilotphase und bietet es Gemeinden in der ganzen deutschsprachigen Schweiz an.

Was auf Ebene der UNO mit der Behindertenrechtskonvention als Grundstein gelegt wurde, kann jetzt in der Gemeinde praktisch und mit Einbezug der Bevölkerung umgesetzt werden. So bleibt die Konvention nicht trockene Materie, sondern nimmt konkrete Form an und wird für alle spür- und greifbar. Der Weg zu einer inklusiven Gesellschaft wird geebnet.

Für mich ist der Inklusions-Check ein hilfreiches und wertvolles Instrument, denn es erlaubt eine umfassende Standortbestimmung in einem einfachen Prozess. Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen können sich partizipativ einbringen und werden dadurch für Vertreter*innen der Gemeinde sichtbar. Ein gemeinsames voneinander Lernen und Sammeln von Erfahrungen, oft in unerwarteten Bereichen, wird ermöglicht. Schliesslich können in der Gemeinde Massnahmen umgesetzt werden, die den Einwohner*innen wirklich dienen.
— Nicole Sourt Sánchez, Projektleiterin

Sind Sie interessiert an einem Inklusions-Check für Ihre Gemeinde?
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Nicole Sourt Sánchez

Simon Vogt

 
Simon Vogt